November 2017
16 Während eine Oasis-Reunion mal zum Greifen nah, mal Lichtjahre ent- fernt zu sein scheint, machen die Chef-Pöbeler der einstigen Oberüber- megaband aus Manchester immerhin alleine weiter – getrennt voneinan- der, versteht sich. Nach Noel nun auch Liam. Das geliebte wie gehasste Großmaul hatte mit der Vorab-Single seines ersten Soloalbums schon or- dentlich einen rausgehauen: „Wall Of Glass“ war so breitbeinig-rock’n’rol- lig und melodiös wie erhofft. Und auch, wenn man Liam nicht die song- schreiberischen Fähigkeiten attestieren mag, für die er seinen Bruder sicher hartherzig beneidet: „As You Were“ ist ein bisschen Oasis, hier und da Stadion-Rock, im Balladenteil sogar etwas süß. Vor allem aber ist es ein ziemlich starkes Debüt von einem, den man ebenso wie Noel niemals abschreiben sollte, Oasis hin oder her. (ebh) ★★★★★ Platte des Monats Liam Gallagher As You Were (warner) cds INDIE-POP Kakkmaddafakka Hus (Bergen Mafia/InGrooves/Rough Trade) Zuhause ist es doch am schönsten, dachten sich wohl Kakkmaddafak- ka, zogen in eine alte Villa in ihrer Heimatstadt, dem norwegischen Bergen, und nahmen dort ihr viertes Studioalbum einfach mal komplett selbst auf. Losgelöst vom Label, frei von industriellen Zwän- gen und jeglichem Druck, entstand eine Songsammlung voller Kak- kmaddafakka-typischen Indie-Pop-Songs zwischen Uptempo-Tanz- schuppennummer und butterweicher Ballade. Dazu passen die text- lichen Geschichten übers Aufwachsen in der Kleinstadt, Herzschmerz und fehlenden Erfolg. Hausgemachte Musik, die allein durchs von Sänger Axel selbst gepinselte Cover besticht, eben jenes „Hus“, in dem die Songs entstanden sind. (ebh) ★★★★ ★ SINGER/SONGWRITER Ane Brun Leave Me Breathless (Ballon Ranger Recordings) „Das Ganze Projekt nahm seinen Anfang, als ich mich Hals über Kopf frisch verliebte“, sagt Ane Brun, die skandinavische Sän- gerin und Songschreiberin, über ihr neues Album, das ausschließ- lich Cover-Versionen hochroman- tischer Stücke enthält. Nick Caves „Into My Arms“, Bob Dylans „Girl From The North Country“, ja sogar Mariah Careys „Hero“ hat Brun nachgespielt – die rosarote Brille jederzeit hörbar auf der Nase tragend. Zuhause erarbeitet, nur mit Gitarre und Mikro als Hilfen, und später im Studio feinfühlig arran- giert, ist diese Songsammlung aber weit weniger kitschig und glit- schig, als man meinen möchte, stattdessen: schlichtweg schön. Und das, obwohl Bruns persönliche Liebesgeschichte, das sei kurz erwähnt, noch während der Aufnahmen zu Ende ging. (ebh) ★★★★ ★ Billy Bragg Er war ein Kämpfer, er ist ein Kämpfer, er bleibt, wohl für immer, einer Kämpfer: Billy Bragg. Wofür der britische Sänger und Songschreiber seit mehr als 30 Jahren einsteht, wenn er, meist nur mit einer E-Gitarre umgeschnallt, auf die Bühne steigt: Gerechtigkeit, Gemeinschaftlichkeit, Liebe. In den 80ern als Chef-Wetterer gegen Margaret Thatcher unter- wegs, hat Bragg nun vor allem die aufstrebenden Populisten auf dem Kieker. (ebh) 30. NOVEMBER Fabrik; 20:00 Uhr Unter meinem Bett Der Markt für Musik, auf die sich Kinder und Erwachsene einigen können, ist klein aber fein. Dank „Unter meinem Bett“, einer Compilation-Reihe mit Hits für Kids, gemacht von gestandenen Musikern, die normalerwei- se nur für die Großen komponieren, gibt es zumindest eine regelmäßige Veröffentlichung sowie tolle dazugehörige Konzerte. Auf „Unter meinem Bett 3“ sind nun Titel von Klee, Tele, Clueso, Spaceman Spiff, Deniz Jas- persen, Maxim und Lina Maly (Foto) zu hören. Allesamt singen sie schöne, schlaue Geschichten, die im Ohr bleiben und Hörern allen Alters gefallen. Zu schön, um nur eine Releaseshow zu veranstalten. (ebh) 2.+3. DEZEMBER 15:00 Uhr; Fabrik Foto: Felix Wittich
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